Von Dränglern und Rasern

07.05.2014

Ich weiß, was Sie jetzt denken, im Gelände gehts doch nicht um Geschwindigkeit und da kommt er jetzt mit Dränglern und Rasern daher.

Nun, das Leben besteht ja leider nicht nur aus Offroad und ab und zu muß man auch mal auf der Strasse fahren um von A nach B zu kommen. In der heutigen Zeit ist es aber wohl so, dass niemand mehr Zeit zu haben scheint. Da eiert man ganz gemütlich mit 120 über die Autobahn, überholt einen LKW und von hinten kommt einer angeflogen dem das nicht schnell genug geht. Was folgt ist meist der Test des Fernlichts mittels Lichthupe und der Blinker links. Am Steuer dieser, meist aus süddeutscher Produktion stammenden, Leasingkombis sitzen meist die Aussendienstmitarbeiter mittelständischer Firmen auf dem Weg zum nächsten Kunden um ihm dort die neuesten Teppichmuster zu präsentieren. Das geht natürlich nur wenn man vorher mit mindest 200 über die Bahn gefegt ist und vor allen anderen Teppichvertretern vor Ort ist.

Da fragt man sich, haben die keinen Kalender um ihre Termine so zu legen, dass zwischen den Terminen genug Zeit ist um auch ohne neue Geschwindigkeitsrekorde pünktlich ans Ziel zu kommen ?

Oder halten die sich für so wichtig, dass sich alle anderen Verkehrsteilnehmer hinten anstellen müssen ?

Ich empfehle solchen Zeitgenossen gerne einen großen Mercedes, am besten einen 300GD Automatik mit dem unzerstörbaren 88PS Saugdiesel, besser bekannt als die Wanderdüne. Damit kann man noch richtige Abenteuer erleben. Nehmen wir z.B. die Kasseler Berge. Beim ersten Bergab Stück nimmt man volle Kanne Anlauf, Pedal to the Metal, alles was geht, sagenhafte 120 km/h im 4. Gang der Automatik ! Nun heisst es den Speed zu halten, den hupenden rumänischen Seelenverkäufer von Lastzug hinter einem zu ignorieren und geschickt durch die Gänge des Getriebes zu schalten. Irgendwann, gefühlte 1-2 Tage später, ist man dann auch oben angekommen, die Automatik im 1. Gang, das Verteilergetriebe in der Untersetzung und man hört wie die Fliegen an die Heckscheibe klatschen.

Das Gefühl von Zeit und Raum wird ein vollkommen neues sein, man wünscht zu dieser Zeit lieber ganz woanders zu sein, oder zumindest vor den wütenden LKW Fahrern flüchten zu können die einen zu Fuß verfolgen.

Die Story ist ein Witz sagen sie ? Von wegen, ich durfte schon erfahren, was es heisst mit einem 70 PS Mercedes Diesel Wohnmobil mit Automatik diverse schweizer und italienische Alpenpässe hochzufahren. Da lernt man erst wahre Demut und hat Zeit die Relativitätstheorie einfach mal zu hinterfragen. Einen Vorteil allerdings hat das Ganze, man muss nicht mehr anhalten zur Pinkelpause, einfach aussteigen und wenn fertig wieder zusteigen.

So muß Reisen im vorletzten Jahrhundert gewesen sein.

Wie dem auch sei, für mich ist der Weg das Ziel, daher wünsche ich allen Lesern in diesem Sinne ein gute Fahrt und verabschiede mich bis zum nächsten Mal.

Ihr Efendi