Sven Glückspilz

07.02.2014

Ich weiß, was Sie jetzt denken, schon wieder einer der unbedingt einen Blog in die Weiten des Internets stellen muß.

Nun, was soll ich sagen ? Sie haben wohl recht, so ein Blog eignet sich jedoch sehr gut um auch mal über andere Themen zu sprechen als das, worüber man den ganzen Tag brütet.

Irgendwie musste ich heute mal wieder an meine Jugend denken. Ja ich weiß, das ist schon eine Weile her und heute noch kann niemand genau sagen, wie wir es schaffen konnten, unsere Jugend – so wie wir sie gelebt haben – zu überleben.

Dabei fiel mir auch mein alter Schulkamerad Sven ein.

Sven war einer der Typen, wie es ihn damals in jeder Clique irgenwie gab. Sohn wohlhabender Eltern, leicht tollpatschig, aber ein Pfundskerl, den man auch um 3 Uhr Früh aus dem Haus klingeln konnte.

Seine Eltern waren nicht minder cool unterwegs und so kam es, dass sie auch des öfteren mit uns auf Tour gingen.

Was mir allerdings besonders an Sven hängenblieb, war sein Talent genau dann Kopf voran ins Fettnäpchen zu springen, wenn ich ihm sagte „Sven, das ist keine gute Idee, tu’s nicht!“

Es ist also knapp 30 Jahre her, irgendwann im Winter. Wir waren mit Svens nagelneuer 50er Yamaha Enduro zu zweit auf einem verschneiten und vereisten Feldweg unterwegs, natürlich knapp unter Warp 9, wie immer.

Ich sag grad zu Sven „Fahr langsam!“ „WAS?“ „FAHR LANGSAM !“ „Ja,ja“

In diesem Moment passiert natürlich genau das was passieren muß: Wir machen uns ganz elegant auf dem Feldweg lang und das Moped rutscht in den Acker. Als wir uns gegenseitig anschauen und feststellen, dass uns nichts weiter passiert ist, gabs erstmal einen Lachanfall bei dem mir heute noch das Zwerchfell zwickt.

Ein paar Jahre später, die erste SUV-Welle kommt gerade in Form des Jeep Cherokee in Deutschland an. Natürlich hat auch Svens Vater, als Unternehmer, einen solchen als 4-Liter-Limited.

An einem schönen Frühlingstag darf Sven, frisch im Besitz der Klasse 3, Papas Jeep zur Feier von Papas Geburtstag fahren.

Natürlich nicht ohne die ganze Clique zusammenzutrommeln und auf dem Freibadparkplatz den dicken Max zu machen…………

Es folgt was folgen muß: Svens famous last Words „Ich probier mal was“. Ich sag noch „Sven, tu’s nicht !“.

Zu spät – der Cherokee dreht im Leerlauf auf 4000 Umdrehungen und Sven knallt die Automatik von N auf D. Ein kurzer Schlag, ein lautes Krachen und nun lieber Leser, stellen Sie sich bitte vor Ihrem inneren Auge einen Haufen kleinerer Metallschrapnelle vor, die in Zeitlupe unter dem Auto hervor den Weg in den Orbit antreten.

Anständig und pflichtbewusst wie wir damals waren, haben wir natürlich dafür gesorgt, dass der Jeep auch wieder nach Hause kommt.

Wir haben also den mehr als altersschwachen 350er S-Klasse-Benz meines Bruders vor den Jeep geschnallt und das Ding zu Sven nach Hause gezogen.

Einen kleinen taktischen Fehler hatten wir wohl in der Wahl der Fahrtroute begangen. Diese führte genau an dem Bistro mit Biergarten vorbei, in dem gerade die Geburtstagsfeier von Svens Vater stattfand. Die Gesichter seiner Familie als wir mit lautem Getöse aus der Hinterachse des Jeep vorbeigerollert kamen, würde man heute als priceless bezeichnen. Jedenfalls war es wohl das letzte Mal für die nächsten 10 Jahre, dass Sven eins der Autos seines Vaters fahren durfte. Bis auf den Tag, als er das erste und letzte Mal Papas 911er aus der Garage holte, aber das ist eine andere Geschichte…………….

Leider haben wir uns, wie so oft, irgendwann aus den Augen verloren. Ich denke, ich werde mal das Internet nach seiner Telefonnummer quälen und mich mit ihm auf ein Bierchen – oder zwei – treffen.

Ob die Jugend von heute genauso viel Spaß vor Ihren Spielekonsolen hat ?

Sei’s drum, ich verabschiede mich bis zum nächsten Mal.

Ihr Efendi